Zwischen Plumpsklo und Pferdeäpfeln

Danke Elsass, dass du mich heute bei windigkaltem Herbstwetter vom Regen verschont hast. 🌬️🧣❤️ So ging der Tag los mit einem kleinen Kaffee in einer Boulangerie in Fessenheim. Anschließend ging es durch viele, bereits geerntete Maisfelder in Richtung Roggenhouse.

Elsässer Maispanorama…
… und einer der zahlreichen Maisspeicher.
Und der Maispilger!

In Roggenhouse, einem kleinen Dorf, wurde ich dann von einer Passantin angesprochen, ob ich denn meinen Stempel beim alten Schreiner abgeholt hätte. 🧐 Sie erklärte mir den Weg zurück und so lief ich zum 82jährigen Schreiner, der gerade in seiner Werkstatt arbeitete während seine Frau mich empfing. Beide freuten sich über einen Pilger und gaben mir mit Begeisterung den Stempel. Anchließend luden Sie mich noch auf Kaffee, Kekse und elsässischen Pilgertalk in ihre Küche ein. Umwerfende Gastfreundschaft, die der Mann noch krönte, als er mir ein kleines Nussbaumholzkreuz aus eigener Produktion schenkte. ❤️ In den Orten hier sprechen vor allem noch die älteren Generationen perfektes Deutsch – Wahnsinn! 🇲🇫🇩🇪 Nach diesem tollen Stop ging es über einige Kilometer am Kanal Rhone/Rhein entlang.

Kleines Nussbaumkreuz
Blick vom Weg auf den Kanal

Danach immer weiter an Maisfeldern vorbei, bis ich schließlich den Ortseingang von Ensisheim erreichte. Nach einem kurzen Telefonat mit dem Herbergabesitzer suchte ich dann seinen Bauernhof auf, wo ich im Garten hinter dem Hof mein Pilgerquartier fand ❤️😍🐎 Die einzigen Nachbarn sind Pferde und ich denke mein Winterachlafsack wird mir heute gute Dienste erweisen. ❄️⛄ Warmes Wasser, Dusche und Heizung gibt es nicht – dafür aber eben ein bissle Abenteuer wenn ich mit Stirnlampe auf das Plumpsklo darf. Alles Gute zu euch nach Deutschland und buen camino aus meiner Gartenhütte zwischen Maisfeldern und Pferdekoppel! 🏃‍♂️🌠

Die Pilgervilla von außen…
… und innen 😍…
… sowie mein Badezimmer 20 Meter weiter 😄👍

Bonjour la France!

Nach einer erholsamen Nacht alleine im Vierbett-Zimmer ging es im Regen los in Richtung Rhein. 🌧️🏃‍♂️🌊 Als ich den Fluss nach einem letzten deutschen Fleischkäsweckle und einem Wegabschnitt durch den Wald erreichte ging der längste Abschnitt des Tages dann kilometerweit auf einem Damm am Rheinufer entlang. Außer mir verirrten sich nur sehr wenige einzelne Jogger auf diesem Abschnitt, sodass ich eigentlich komplett alleine in Richtung Rheinbrücke lief.

Camino auf dem Rheindamm

Anschließend ging es über die Brücke, und schwups war ich von Deutschland nach Frankreich gelaufen. Ohne Grenze, ohne Kontrolle, ohne Warten – auch eine Errungenschaft und Freiheit unserer Zeit um die uns viele Länder auf der Welt beneiden. Das sollten wir uns manchmal klarmachen, wenn über Themen wie die EU oder den Brexit medial diskutiert wird. 🇩🇪❤️🇲🇫

Blick von der Rheinbrücke, links Frankreich, rechts Deutschland 😊

Dann ging es weiter mit neuer Beschilderung. In Frankreich bzw. im Elsass sind die Caminozeichen normale Wanderzeichen, die nur um eine Muschel ergänzt sind. Die Strahlen der Muschel sind ebenfalls ohne Richtungsweisung, sodass man die Gefahr des Verlaufens hier ein bisschen erhöht. Das wird sicherlich im Laufe der Jahre an die einheitliche Beschilderung in Spanien und auch wie bei uns in Baden-Wuerttemberg, auf meinem bisherigen Weg, angeglichen. 🧐 Wäre zumindest sicherlich sinnvoll!

Neue Markierungszeichen…
… und erste Camino-Meter in Frankreich.

Nach einigen weiteren Kilometern erreichte ich Fessenheim und besuchte die örtliche Kirche. Mein Plan war es kurz einen Kaffee zu trinken, dann einen Platz in der Herberge in Roggenhouse (+7km) zu erfragen und dann weiter zu laufen. Leider hatten zuerst alle kleinen Läden geschlossen und dann galt dies ebenso auch für die Herberge. 😩 Also per Telefon bei einem Gastgeber in Fessenheim angerufen, der mir auf deutsch antwortete und sagte ich solle einfach dort bleiben wo ich bin, er komme sofort. 3 Minuten später kam er und brachte mich zur Herberge im Ort. Ein kleines Zimmer in einem kirchlichen Gemeindehaus mit Feldlagerbetten 😍 warmes Wasser und Heizung gibt es auch und zum Supermarkt brachte er mich auch. Besser geht’s nicht! Dazu noch Tips zur Einteilung der nächsten 2 Tage und ein Anruf und Reservierung durch ihn beim Gastgeber für morgen – so kanns gehen. 🙏 Somit war es fast schon Glück dass die weiter entfernte Herberge nicht offen hatte. Für 15 Euro freue ich mich sehr über das tolle Zimmer und lese fleißig die Gästebucheinträge meiner Vorpilger. Vor 5 Tagen war hier schonmal jemand – Pilger, ich bin euch auf der Spur 😄

Blick in die Fessenheimer Hauptstraße…
… und in mein wunderbares Zimmer ❤️

Morgen geht’s dann weiter, ich mache mich jetzt über meinen Karottensalat her und freue mich über den geglückten Start bei unseren französischen Freunden im Elsass. Euch einen schönen Abend aus dem verregneten Fessenheim, schickt ein paar Sonnenstrahlen rüber und buen camino! 🏃‍♂️🌠

Regen in Baden oder Baden im Regen?

Heute nur ein kurzer Eintrag, da es auch nur ein kurzer Weg war. 😜 Auf meinem voraussichtlich letzten Etappentag in Deutschland regnete es den gesamten Tag. 🌧️🥴 Nachdem ich morgens noch mit einer Freundin in Freiburg einen Kaffee getrunken hatte, plante ich für den Tag nur eine kurze Etappe bis Oberrimsingen (19-20km). Zum Start ging es aus Freiburg raus und durch den Stadtteil Sankt Georgen mit seiner Kirche, wo Melly und ich noch vor 2 Jahren auf einer Hochzeit waren. Damals habe ich von Zuhause bis hierher aber nicht so lange gebraucht 🤷‍♂️

Kirche Sankt Georgen

Dann ging es vollends raus aus der Stadt und durch Wald und über Felder in Richtung Munzingen. Der Regen hielt an, im Wald schützen die Bäume aber außerhalb wurde es durch den Dauerregen dann schon etwas frisch. Zum Aufwärmen besuchte ich die, in der genannten Reihenfolge, beiden heilgsten Orte Munzingens: Die Kirche und den Rewe-Markt 😄

Regen, Regen, Regen

Nachdem ich vor dem Rewe auch die Pilgerunterkunft Oberrimsingen erreichen konnte und ein Bett in der Herberge für 5 Euro erhielt, wurde Verpflegung eingekauft und die letzten 4 Kilometer mit Pilgerstab und Rewe-Stoffbeutel zurückgelegt. So hätte Jakobus das sicher auch gemacht. 🧐

Ab durch die nassen Weinberge…
… mit Blick auf das heutige Ziel.

So kam ich gut an, die Füße freuten sich über den heutigen kleinen Spaziergang, aber mehr wäre bei dem Wetter auch nicht schön gewesen. Viele Grüße aus meinem 4Bett-Zimmer bei der Badischen Jakobusgesellschaft, wo allerdings von weiteren Pilgern weiterhin weit und breit nichts zu sehen ist. Morgen geht’s hoffentlich weiter in Richtung Frankreich, mal schauen wie sich das auf die Anzahl der Blogeinträge auswirkt. Schlaft gut und buen Camino 🏃‍♂️🌠🙏