Nach einem kleinen Frühstück ging es los von Wurmlingen aus in Richtung Rottenburg am Neckar. Irgendwo zwischen den beiden Stationen auf einem Feldweg war es dann soweit, die 100km-Marke wurde geknackt. Standesgemäß und unter dem frenetischen Jubel der vorbeispazierenden Gassigeher feierte ich diesen ersten Teilerfolg mit Weiterlaufen. 🎉🏃♂️💯

In Rottenburg schaute ich mir dann den Dom an, und gönnte mir dann zur Feier des Tages (wie jeden Tag) einen Kaffee und eine Lüftungspause für die Füße vor dem Polizeirevier in Nähe des Doms. Als die Beamten kurz darauf zum Auto eilten und das Blaulicht anwarfen überlegte ich, ob es wirklich eine gute Idee war, die Socken nochmals zu tragen. 👀👮♂️ Aber Entwarnung, die beiden Herren fuhren vorüber und ich kann meinen Waschrhythmus beibehalten. Anschließend gab es 3 Gespräche mit Personen in der Fußgängerzone die mich aufgrund der Muschel ansprachen und mir von ihren eigenen Erfahrungen (Camino Francés & Camino del Norte) berichteten. Hier ist ein Pilger nichts sonderlich außergewöhnliches, laufen doch verschiedene Wege (z.B. auch die Variante Richtung Schweiz und der Martinsweg nach Tours) durch Rottenburg. Als ich erfuhr, dass es im Pfarramt gegenüber den Stempel gibt, freute ich mich und wollte mir gleich die nachträgliche weitere Belohnung abholen. 🎉Das klappte auch, mir wurde geöffnet! Wie erfolgreich das Stempelintermezzo jedoch verlief, nachdem die Dame davor bereits 2mal testgestempelt hatte, seht ihr auf dem Bild.


Weiter ging es hinaus aus Rottenburg und anschließend noch vorbei an der Wallfahrtskirche Weggental. In der Kirche kann man sogar echten Pilgerhonig vom Jakobs- und Martinswegerand kaufen. Hoffen wir das er besser schmeckt als Pilger im Durchschnitt riechen 🍯 Die Wallfahrtskirche an sich war innen ebenfalls sehr schön anzusehen und man fühlte sich dort gut aufgehoben.


Über spannende Wege ging es in Richtung Liebfrauenhöhe wo ich nach einem Kreuzweg auch die Krönungskirche besuchte, deren Fenster in bunten Farben wie Edelsteine leuchten. Ein erholsames Örtchen dort oben! Im Anschluss daran wurden die Wege noch etwas wilder – bei schlechtem Wetter wäre das schon gefährlich gewesen aber auch so war ich dankbar meinen Stock dabeizuhaben auf dem Weg in Richtung Mühlen und Horb am Neckar.



Aufgrund der sich summierenden Gasthofübernachtungen wollte ich heute auf jeden Fall in einer Pilgerunterkunft nächtigen. Aus diesem Grund plante ich von der Rauschbart-Aussichtsplattform (2km vor Horb) in Ihlingen (3km nach Horb) in einer solchen anzurufen. Tatsächlich hatte ich Erfolg und bekam die Zusage für die Nacht im Vierbettzimmer. Und das alles beim Rauschbart-Panoramablick. Doch der spannendste Teil des Tages folgte noch…

Die Dame der Herberge hatte mir gesagt dass ich am besten noch etwas einkaufen solle, da es in Ihlingen keinen Laden gibt. Also ging ich in Horb vom Muschelweg ab in Richtung Stadtzentrum. Als zwei Damen aus einem Friseurladen traten fragte ich sie, wo man denn hier etwas einkaufen könnte. Sie musterte mich von oben bis unten und fragte: „Zum Anziehen?“ 😂 Ich wollte schon etwas schräges antworten, wollte aber gerne möglichst schnell an mein Essen kommen, da auch die Dunkelheit einbrach und erhielt die passende Auskunft. In einer auf dem Weg liegenden Apotheke fragte ich nach meiner geliebten Hirschtalgcreme und erhielt nur die Aussage dass sie nur bestellt werden könnte, ob es mir denn dann auch was bringen würde. „NEIN NEIN NEIN! Beim heiligen Jakobus!“, dachte ich mir. Ich bedankte mich und ging in Richtung Rewe. Lässig lehnte ich dort meinen Pilgerstab an das Kartenlesegerät während ich meine 5 Einkäufe einpackte, dafür eine Papiertüte aus meinem Rucksack auspackte und diesen deshalb natürlich abzog. Daraufhin musste die gesamte Schlange hinter mir warten, jedoch spürte ich wie keiner so Recht wusste wie es schneller gehen könnte.“ Leute ich bin quasi auf heiliger Mission und der Salat muss eben mit!“, dachte ich mir, schnappte meinen superlässigen Stab „Jakobus 3000“ und verschwand für die Hirschtalgcreme noch im Drogeriemarkt nebenan.
Mit diesen Einkäufen ging es dann 3km durch verdunkelten Wald. In meinem Kopf spielten sich schon Horrorszenarien mit Zeitungsmeldungen ab a la „Pilger brutal von Waschbärengruppe ausgeraubt – sie nahmen ihm alles, selbst den Hirschtalg!“ 🦝🦝🦝. Doch ich schaffte es und kam nach heute insgesamt 35km am Ziel an, wo ich nun allein in einem Viererzimmer hause und das erste Caminobier trinke ! Gute Nacht und buen camino 🌠🏃♂️


Oh Michi, jetzt muss i aber schmunzeln, bei den Horrorszenarien hast bestimmt an mich gedacht. Schlaf schön u weiter „Buen Camino“ , Bussi Mama
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Vielen Dank für deine tollen Geschichten jeden Tag 🙂 Ich bin gespannt wo du als nächstes bist! Grüße
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