Ein actionreicher Camino

Für den Freitag war eine etwas längere Etappe geplant – fast 35km ging es heute bergauf und bergab, an Flüssen vorbei und durch Wälder – und auf dem letzten Abschnitt wurde der Camino dann schon kriminell. 👮‍♂️ Doch der Reihe nach…

Im leichten Nieselregen ging es raus aus Éguzon-Chantôme und über schmale Pfade in den Wald. Durch den Regen waren die Trampelpfade teilweise stark unter Wasser – immer wieder freue ich mich in diesen Momenten über das Schicksal meiner (nicht-mehr-ganz-so-)neuen Wanderstiefel.🙏🥾 Hoffe ihr haltet weiter so gut durch, Jungs – schön, dass ihr da seid! 🙌

Schmale Pfade zum Start…
… und Warnungen vor freilaufenden Raubtieren.🤭 Wurde hier vielleicht das 🥐 erfunden? Von einer 🐐? Man weiß es nicht!

Es geht über mehrere Kilometer tief runter ins Tal und dort entlang des Flusses – nach einiger Zeit am Wasser geht es dann leider alles wieder zurück hoch. Das auf und ab schlaucht heute, vielleicht sind es aber auch einfach die 800g Chili con Carne und 4 Schokobrötchen im Bauch 🤷‍♂️ – aber wenigstens kommt dann die Sonne raus. 😍☀️Mittlerweile bin ich auch in der nächsten Region in Frankreich angekommen. Nachdem ich in Eguzon noch in ‚Centre-Val de Loire‘ war bin ich jetzt in der Region ‚Nouvelle-Aquitaine‘. 🇨🇵 Diese größte Region Frankreichs reicht gleichzeitig bis zur Grenze nach Spanien – das wars also erstmal mit den Regionen. ☺️

Kleiner Abschnitt entlang am Wasser…
… und dann in der Sonne vorbei an den neugierigen französischen Milchkühnen zum nächsten Wald. 🐮

Zurück im Wald wird der Weg dann wieder schmaler, führt zwischen Pfützen hindurch und ist an einer mehreren Meter langen Stelle mehr See als Weg. Rechts vorbei hangele ich mich mit meinem Jakobus3000 und mit Hilfe der Bäume am Rand entlang. Kurz darauf dann ein riesiger umgestürzter Baum, ich klettere drüber und durch das gesamte Buschwerk hindurch. Seitlich vorbei geht es nicht, da der Weg beidseitig mit Stacheldraht umzäunt ist. 🤔 Dann ein weiterer umgestürzter Baum, der halbhoch über den Weg ragt – ich muss unten durch, drüber geht nicht, also Rucksack abziehen, durchkrabbeln, Rucksack wieder aufziehen und weiter. Zur Erholung wird der Weg dann so schmal, dass man immer nur Fuß hinter Fuß laufen kann. Das passt aber und so erreiche ich schließlich am Spätnachmittag endlich dankbar und platt meine Unterkunft. 😎🙏

Anfangs noch mystisch…
… führt mich der Camino durch Tunnel aus Bäumen und Pflanzen…
… zum angesprochenen See mit Action-Steg rechts am Rand.
Durch das Gestrüpp, Geäst und über den Baum ging es kurz darauf….👨‍🚒
… und zum Schluss über diesen XXL-Weg (Ja, das in der Mitte ist der Pfad 🤪).

Ihr seht, heute gab’s mehr Bilder als Text – aber ich bin auch wirklich müde. Ungefähr so müde, wie die Katze, die hier in der Unterkunft wohnt. Deswegen wünsche ich euch allen eine gute Nacht, ein schönes Wochenende und buen camino! 🏃‍♂️🌠

Grüße aus La Souterraine! Auch von der Unterkunftskatze! 🐈❤️

Auf kleinen Schritten durch den Märchenwald

Es ist bereits Tag 40 auf meinem Wintercamino – ich befinde mich im Herzen Frankreichs und nähere mich in kleinen Schritten dem Südwesten des Landes. Zum Start heute morgen kommt die Sonne raus, ich lasse es ruhig angehen – bei knapp 22 Kilometern habe ich genug Zeit den Tag zu genießen und auch mal stehen zu bleiben. Dazu bieten sich heute jede Menge Möglichkeiten. 😍

Zu Beginn noch durch kleine Ortsstraßen…
… geht es bald raus in Richtung Felder und Wald. 🌲 Die Sonne macht heute gerne mit. ☀️

Anfangs führt der Weg noch durch kleine Orte, bald darauf jedoch entlang des Flusses ‚La Creuse‘ in einen wundervollen Märchenwald. Steil bergauf und bergab entlang von moosbewachsenen Bäumen über holprige Steinwege. Neben mir rauscht ein kleiner Bach in Richtung Tal. 🏞️ Für die perfekte Märchenlandschaft fehlen noch ein paar kleine Elfen, Hobbits oder Zwerge – diese zeigen sich jedoch leider nicht. Trotzdem landschaftlich ein weiteres Highlight auf dem Camino. ❤️🙏

Kleiner Waldbach entlang des Caminos…
… und immer weiter durch den Zauberwald… 🧚‍♀️
… und hinauf auf märchenhaften Wegen. 🧙‍♂️

Die steilen Auf- und Abstiege bin ich nach den flachen letzten Tagen gar nicht mehr gewohnt, genieße aber die willkommene Abwechslung. Irgendwo unterwegs durchbreche ich die 1000-Kilometer-Marke und freue mich über diesen kleinen Meilenstein.🏁 Im Örtchen Gargilesse trifft mein Weg auf die alternative Variante, die sich in Vézelay an Tag 30 aufgeteilt hatte. Die Pilgermassen bleiben aus – so streife ich allein durch die Wälder und entdecke trotzdem ein zurückgelassenes ‚Souvenir‘ eines anderen Pilgers(?). 🌲🍂

Hier hat wohl entweder jemand entgültig ‚die Schuhe an den Nagel gehängt‘ oder ist aufs Barfußpilgern umgestiegen 😉👟
Schöner ruhiger Weg entlang des Flusses ‚La Creuse‘.

Nachdem ich im letzten Waldabschnitt noch über einen umgefallenen Baumstamm stolpere und mir das Knie, ohne weitere Folgen, kräftig anhaue, geht es auf einem kurzen Abschnitt an der Straße entlang. 😇 Schließlich erreiche ich meinen Zielort Éguzon-Chantôme. Im Tourismusbüro bekomme ich für 12 Euro den Schlüssel zur Herberge. Kurzes ausuferndes Einkaufen im Supermarkt, gefolgt von einer XXL-Dose Chili con Carne und einem großen Baguette. Abwechslung muss sein! 🍲😊 Die Motivation steigt nochmals, als ich für Samstag eine Pilgerherberge finde, die mir auch am Sonntag (Jäger, Jäger, Jäger) einen Pausentag zusichert. Somit bin ich für die nächsten 3 Tage abgesichert. Nur laufen muss ich noch. 😝 Darauf erstmal ein Eistee und ein Schokocroissant! 🥐 Wie der bisherige Streckenverlauf und mein Pilgerausweis nach nun 40 Tagen aussehen seht ihr unten.. Morgen geht’s weiter! Viele Grüße zu euch und buen camino! 🏃‍♂️🌠

Grober Streckenverlauf vom Remstal nach Éguzon-Chantôme. 🏃‍♂️
Fröhlicher Stempelspaß in meinem Credencial. ❤️

Vom Winde verweht

Es stürmt und regnet die ganze Nacht, mehrmals wache ich durch die klappernden Fensterläden auf und befürchte schon, dass es tagsüber so weiter geht. 🌪️🌧️ Trotzdem bin ich am Morgen gut erholt und nach einem kurzem Frühstück werfe ich die Schlüssel der Herberge in den Briefkasten vom Rathaus und verschwinde, im leichten Regen, in Richtung Wald. 🍂 Der Wind bläst ordentlich und mit meinem roten Regencape sehe ich bei guter Windrichtung vermutlich aus, wie eine der Luftfiguren, die oft in Stadien aufgeblasen werden – nur ohne die wehenden Arme. 😜

Auch auf dem Camino hat die stürmische Nacht wieder Spuren hinterlassen. 🌬️
Es geht vorbei an vielen kleinen Seen. Etwas Abwechslung in der Landschaft. 😍

Zum starken Wind gesellt sich dann auch noch Regen. Trotzdem komme ich recht zügig vorwärts, kann aber leider keine Pause machen, weil es einfach keine Bank, Schutzhütte oder ein Bushäuschen gibt. Also geht’s ohne Pause weiter – insgesamt 20 Kilometer durch Wälder und Felder. 🌳🌿 Von anderen Pilgern, Radfahrern, Wanderern und Jägern keine Spur.👣

Die letzten Herbstfarben zeigen sich…
… und kurz auch die Sonne, die den Regen verdrängt und im Sturm ein bisschen Wärme runterschickt. 🌤️

Dann endlich kommt ein kleiner Ort. Vor der Kirche stehen 3 Bänke auf denen ich meine Pause feierlich abhalte und mein Croissant genieße. Ein paar Leute laufen vorbei und werfen fragende Blicke zu, wie man bei diesem Wetter nur eine Pause auf der Bank machen kann. 🥴 Sorry Leute – bin auf heiliger Mission und die Füße haben schon lange gewartet heute! 🤷‍♂️ Noch 5 Kilometer sind zu gehen und ich erreiche nach kurzer Zeit eine weitere Kleinstadt mit Supermarkt. Dort kaufe ich erstmal alles ein was mir gefällt – von Salat und Obst über Süßigkeiten bis hin zu einer Stirnlampe. Seit dem Bauernhof im Elsass hatte ich das schon im Kopf, nun hab ich endlich eine bekommen. Für nebelige Morgen und Abende sicherlich eine tolle Sache! Wiegt nicht viel und darf ab sofort mit. 😍🔦 Am Ende des Jakobswegs bin ich dann mit meinem Equipment (Stiefel, Lampe, Warnweste,… ) bereit für eine Höhlenexpedition. 😂 Mit den ganzen Einkäufen beladen geht’s in Richtung Le Pêchereau, meiner Heimat für heute Abend. Im Rathaus bekomme ich die Schlüssel zur Herberge und habe wieder die Küche und anderen Räume für mich alleine. 🤷‍♂️

Endlich wieder ein paar Gebäude, die auch vor dem Wind schützen. 🌬️
Und die kleine Treppe hinauf zu meiner Herberge. 😊

Nach einem großen Festmahl mit Salat, Thunfisch-Macaroni, Schokopudding und Cola sitze ich nun in der Küche, verfolge die Championsleague-Ergebnisse und freue mich auf morgen. Vielleicht gibt’s ja dann ein bissle weniger Wind, sonst wird mein nächster Luxuseinkauf vielleicht ein Lenkdrachen. 🤪 Wünsche euch einen schönen Abend und buen camino! 🏃‍♂️🌠

Glühwürmchen-Pilger